Keine Einladung mehr nötig: Wir erklären dir, was es mit dem Social-Media-Hype um Clubhouse auf sich hat, wie die App funktioniert und für wen sich eine Anmeldung lohnt.
Clubhouse ist ein Paradebeispiel dafür, wie man im digitalen Zeitalter einen waschechten Hype kreiert. Ein genauerer Blick auf die Social-Media-App zeigt aber, dass es durchaus Gründe für die Aufregung gibt, denn das Konzept ist vielversprechend. Einfach gesagt: Clubhouse ist eine Audio-only-App, bei der du Gesprächen wie bei einem Live-Podcast lauschen oder dich aktiv an Diskussionen beteiligen kannst. Keine Kommentare, keine Likes, keine eingeschaltete Kamera, aber zunächst auch keine einfache Teilnahme: Denn wer mitmachen wollte, benötigte lange Zeit eine Einladung. Diese künstliche Verknappung von Clubhouse-Accounts war ein elementarer Baustein des Hypes. Mittlerweile ist die Teilnahme aber auch ohne Einladung möglich.
[external_link_head]Contents
- 1 Bei Clubhouse anmelden: So funktioniert’s
- 2 Ist Clubhouse auch für Android verfügbar?
- 3 Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- 4 Geld verdienen mit Clubhouse? Die Bezahlfunktion kommt!
- 5 Wie funktioniert Clubhouse?
- 6 Promis und Moderatoren: Stars befeuerten den Hype
- 7 Clubhouse-Verwechslung: Diese Projektmanagement-Software heißt ebenfalls Clubhouse
- 8 Clubhouse: Mehr Zeitgeist geht nicht – das könnte ein Problem sein
Bei Clubhouse anmelden: So funktioniert’s
Um bei Clubhouse mitzumachen, benötigt ihr kein iPhone oder eine entsprechende Einladung mehr: Clubhouse öffnet die Türen jetzt für alle. Damit ist die Jagd nach den begehrten Invites endgültig beendet. Zunächst hatte Clubhouse registrierten Mitgliedern nämlich nur eine begrenzte Anzahl an Einladungen zur Verfügung gestellt, mit welchen User weitere User anwerben konnten. Alles, was ihr also tun müsst, ist euch die App im Appstore oder im Playstore herunterzuladen, euch ein Profil anzulegen und schon könnt ihr an eurem ersten Clubhouse-Talk teilnehmen.
Ist Clubhouse auch für Android verfügbar?
Clubhouse auf Android nutzen? Das war lange reines Wunschdenken. Seit Ende Mai kann Clubhouse allerdings auch in Googles Playstore heruntergeladen werden. Die Apple-Exlusivität ist damit beendet. Für alle, die sich mit der App dennoch nicht anfreunden können oder wollen, haben wir Clubhouse-Alternativen für iOS und Android zusammengestellt, die übrigens auch ohne Einladung funktionieren.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Audiobasierte Social-Media-App.
- Mittlerweile für iOS und Android verfügbar.
- Teilnahme zunächst nur über Einladung möglich.
- Inzwischen offen für alle.
- Schon auf 100 Millionen Dollar bewertet, als erst 1.500 User registriert waren.
- Clubhouse bewertet sich selbst mit mehr als vier Milliarden US-Dollar.
- Täglich über eine halbe Million geöffnete Räume.
Übrigens: Auch t3n ist jetzt bei Clubhouse. Du findest uns unter „t3n Magazin“!
Geld verdienen mit Clubhouse? Die Bezahlfunktion kommt!
Über die Spendenfunktion können User ihre liebsten Moderator:innen direkt unterstützen. Diese Form der Monetarisierung stand zunächst nur einem beschränkten Personenkreis zur Verfügung, wurde aber auf immer mehr User ausgeweitet. Ob Clubhouse diese Transaktionen auf Dauer dazu nutzen wird, um über Gebühren eine neue Einnahmequelle zu erschließen, ist bislang nicht bekannt.
Hinweis zum Newsletter & Datenschutz
[external_link offset=1]Wie funktioniert Clubhouse?
Der Austausch findet in Clubhouse über sogenannte Räume statt. Jeder User kann öffentlichen Räumen beitreten oder seine eigenen eröffnen. Auch geschlossene Räume, um sich mit Freunden zu vernetzen, sind möglich. Dort gibt es dann verschiedene User-Rollen:
- Moderatoren: Sie können die Diskussion leiten, indem sie User „auf die Bühne holen“ und sie zu Sprechern machen. Umgekehrt können sie aber auch User wieder von der Bühne entfernen.
- Sprecher: Diese User können aktiv an der Diskussion teilnehmen und Wortbeiträge leisten.
- Zuhörer: Einfach nur hören, was es zu diesem Thema aktuell zu sagen gibt? Kein Problem: Jeder User, der einem Raum beitritt, kann die aktuelle Diskussion live verfolgen. Wer per Knopfdruck seine Hand hebt, signalisiert den Moderatoren, dass er ebenfalls etwas zum Gespräch beitragen will.
Es ist auch möglich, Diskussionsrunden vorzuplanen, um möglichst viele User zu erreichen. Über die Kalenderansicht behältst du im Blick, wann Räume eröffnet werden, die für dich besonders interessant sind.
Eine weitere Besonderheit von Clubhouse: In deinem Profil wird öffentlich angezeigt, von wem du eingeladen wurdest. Was lange ein Grund war, seine Invites mit Bedacht zu verteilen, ist nach Abschaffung der Einladungen allerdings nicht mehr relevant. In deinem Profil kannst du außerdem zusätzliche Infos über dich angeben und beispielsweise deine Accounts auf Twitter, Facebook, Instagram oder Tiktok hinterlegen. Außerdem kannst du Clubs zu bestimmten Themen beitreten, die eine ähnliche Funktion haben wie die Gruppen bei Facebook – nur ausschließlich auf Audio-Basis.
Unter den Namen „Backchannel“ ermöglicht Clubhouse den Usern mittlerweile auch Direct Messaging.
Die Technik hinter Clubhouse
Wie Clubhouse aus User-Perspektive funktioniert, ist recht schnell erklärt. Doch welche Technik sich unter der Haube der Social-App befindet, dürfte ebenfalls viele Menschen interessieren. Gerüchte, wonach die App innerhalb von nur einer Woche programmiert wurde, dürften dieses Interesse nochmals befeuert haben. Mittlerweile gibt es einige neue Erkenntnisse zu diesem Thema: Die neue Hype-App basiert wohl auf Agoras Live-Audio-Plattform.
Promis und Moderatoren: Stars befeuerten den Hype
Was haben Drake, Joko Winterscheidt, Paris Hilton und Oprah Winfrey gemeinsam? Sie haben sich überaus medienwirksam bei Clubhouse angemeldet und sorgten so dafür, dass Fans auf aller Welt sich mit Sicherheit sehnlichst wünschten, auch Teil des Clubs werden zu dürfen. Besonders in der Anfangszeit der App war es nicht einmal unwahrscheinlich, in einem der Räume beispielsweise auf den einen oder anderen Celebrity zu treffen. Politiker entdeckten die App mittlerweile ebenfalls für sich. Nicht alle sind dabei erfolgreich, wie beispielsweise Bodo Ramelows Auftritt deutlich machte.
Auch Elon Musk gab sich bereits die Ehre und erzählte auf Clubhouse zunächst hauptsächliche Dinge, die wir schon wussten – bis dann der Robinhood-Chef dazu kam.
Es gibt aber auch eine andere Art der Prominenz auf Clubhouse und die hat nur sehr wenig mit Hollywood zu tun: Moderatoren sind hier häufig Personen mit fundiertem Fachwissen und einer besonderen Gabe für das Leiten von Diskussionen oder einer angenehmen Vortragsweise. Die besten von ihnen überzeugen mit einem Mix aus Podcast-Host und Community-Manager, wie es die New York Times beschreibt.
Mehr dazu: Clubhouse: 5 Tipps, wie dein Room-Talk professioneller wird – laut Expertin
Wie bei vielen ambitionierten Projekten kam auch Clubhouse nicht ohne Kritik durch seine Anfangsphase. Denn auch bei dieser Social-Media-App kommt es zu Problemen, an deren Existenz man sich beispielsweise auf Twitter und Facebook traurigerweise beinahe schon gewöhnt hat: Hatespeech und Belästigung in den einzelnen Räumen. Auch eingeladene Gäste können sich danebenbenehmen. Die Problematik bei Clubhouse wurde dadurch verschärft, dass der Betreiber selbst wenig bis gar nicht moderierend in die Diskussionen eingreift und es zunächst auch keine Möglichkeit für User gab, eventuelle Missstände direkt zu melden. Mit dem Aufstellen eigener Community-Guidelines und durch eine neue Meldefunktion wird diesem Umstand aber aktiv entgegengewirkt.
Zudem gab es Gerüchte um ein riesiges Datenleck bei Clubhouse. Sinkende Nutzerzahlen und eine wachsende Konkurrenz sind ebenfalls Probleme, mit denen sich Clubhouse nach dem ersten Hype konfrontiert sieht.
Clubhouse und der Datenschutz
Das Melden von Regelverstößen war bei Clubhouse zunächst allerdings schwierig, da die Wortbeiträge im Normalzustand nicht mitgeschnitten wurden. Mittlerweile hat die Drop-in-Audio-App allerdings andere Nutzungsbedingungen. Darin heißt es, dass Audio-Mitschnitte temporär gespeichert werden, um sie auszuwerten, falls es zur Meldung eines Verstoßes kommt. Diese Umstellung dürfte nicht allen Usern gefallen.
Es gibt aber noch weitere Kritikpunkte zum Thema Datenschutz bei Clubhouse: Um Invites zu verschicken, verlangte die App nämlich unter anderem Zugriff auf die Kontaktdaten des Users. Über die Daten aus den Telefonbüchern werden „Schattenprofile“ erstellt. Das dürfte vielen Nutzern sauer aufstoßen, die auf den Schutz ihrer Daten bedacht sind.
Inzwischen hat Clubhouse allerdings mehrere neue Funktionen in seine App integriert. Nach anhaltender Kritik ist sie jetzt auch ohne Zugriff auf das Adressbuch des Users funktionsfähig. Da die Einladungen mittlerweile nicht mehr nötig sind, dürfte es zumindest an dieser Datenschutz-Front bei Clubhouse etwas Entspannung gegeben haben.
Mehr dazu: Clubhouse: Schattenprofile vs. DSGVO – Hype in der Grauzone
Clubhouse-Verwechslung: Diese Projektmanagement-Software heißt ebenfalls Clubhouse
Viele Publisher (darunter auch wir) haben in ihren ersten Berichten über Clubhouse ein falsches Logo verwendet. Noch immer finden sich auf vielen Websites Verweise auf Clubhouse, die in Wahrheit eine Projektmanagment-Software mit gleichem Namen zeigen. Um mit diesem Irrtum endgültig aufzuräumen: Auf folgendem Bild ist zwar die Social-Media-App auf dem Smartphone geöffnet, das Logo hingegen gehört zum Projektmanagement-Tool:
[external_link offset=2]Eine weit verbreitete Verwechslung: Dieses Logo gehört nicht zur Social-Media-App Clubhouse. (Foto: dpa)
Auch die Domain www.clubhouse.io gehört nicht zum Drop-in-Audio-Chat, dürfte sich aber dank der Verwechslung in den vergangenen Tagen über zahlreiche zusätzliche User gefreut haben.
Mehr dazu: Traffic- und Aktienboom: So profitieren Clubhouse-Namensvettern von der Hype-App
Wer nach dem offiziellen Web-Auftritt der neuen Clubhouse-Social-App sucht, findet ihn hier. Im Appstore steht Clubhouse hier zum Download bereit:
Clubhouse: Mehr Zeitgeist geht nicht – das könnte ein Problem sein
Podcasts, digitale Panels, offene Diskussionen mit Experten aus den verschiedensten Gebieten: Nicht zuletzt durch Corona sind diese Kommunikationsformen ein wichtiger Bestandteil des Zeitgeistes geworden. Für Freelancer und Angestellte in digitalen Berufen sind sie zudem wichtige Anlaufstellen, um sich fortzubilden und zu vernetzen. Clubhouse nimmt diese modernen Formen des Networkings und bringt sie auf das nächste Level – eine Art inklusiver Podcast 2.0, könnte man sagen. Damit hat die App einen Nerv getroffen und der Suchtfaktor ist extrem hoch, wie Erfahrungen aus der t3n-Redaktion zeigen.
Das Konzept, ausschließlich auf Audio zu setzen, ist wesentlich spontaner, inklusiver und offener, als es bei anderen Social-Media-Apps der Fall ist. Wer sich gerne auf einfache und unkomplizierte Art über Business-Themen, E-Commerce, neue Vertriebswege oder Ähnliches informieren will, findet hier zudem sehr schnell Anschluss.
Nachdem der erste Hype abgeklungen ist, bleibt allerdings offen, ob Clubhouse auch auf Dauer seine Relevanz als Plattform beibehalten oder sogar ausbauen kann oder ob die Konkurrenz doch am längeren Hebel sitzt: Twitter, Facebook und Co. experimentieren nämlich damit, Clubhouse-ähnliche Funktionen in ihr eigenes Repertoire aufzunehmen und haben im Zweifel die wesentlich größere Reichweite und das vielfältigere Zusatzangebot. Wer voll und ganz auf den Zeitgeist setzt, muss auch damit rechnen, schnell in Vergessenheit zu geraten.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 27. Juli 2021 überarbeitet.
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